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WordCamps sind aus der Community nicht mehr wegzudenken. Als lockere BarCamps oder mehrtägige Konferenzen leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Vernetzung einzelner Community-Mitglieder untereinander. Wer mit WordPress arbeitet und den direkten Austausch mit Gleichgesinnten schätzt, wird auf einem WordCamp eine Menge Spaß haben!
TL;DR
WordCamps sind von Community-Mitgliedern organisierte Konferenzen rund um WordPress. Damit ein WordCamp sich WordCamp nennen darf, müssen die Organisatoren bestimmten Vorgaben folgen. WordCamps gibt es auf der ganzen Welt, und wer einmal bei einem WordCamp war, will meist immer wieder hin!
WordCamp-Inhalte
Wenn du wissen möchtest, wie es bei einem WordCamp zugeht, schnappst du dir am besten ein gepflegtes Kaltgetränk und eine Schüssel Popkorn und siehst dir ein paar Videos an. Bei WordPress.tv gibt es ein ganzes Archiv mit Vorträgen vergangener WordCamps. Oder du googlest einfach nach wordcamp, um auch die Videos zu sehen, die es nicht in den WordPress.tv-Kanal geschafft haben.
Generell geht es bei einem WordCamp natürlich um WordPress:
- die Kern-Software,
- Erweiterungen, Themes und Plugins,
- aber auch ums Bloggen und Publizieren,
- um Marketing und SEO,
- oder um Community-Arbeit.
Es gibt Vorträge (aus alter BarCamp-Tradition manchmal noch Sessions genannt) von mehr oder weniger oder gar nicht bekannten Leuten aus der WordPress-Community, und am Ende werden meistens Fragen beantwortet. Viele der Speakers stellen ihre Präsentationen hinterher online zur Verfügung, z.B. bei Speakerdeck oder SlideShare.
WordCamps 2013 in deiner Nähe
- WordCamp Europe, 5.-7.10.2013
- WP Camp Berlin, 9.11.2013
Beide Events richten sich sowohl an Blogger und Anwender, als auch an Entwickler, Designer und andere Fachleute. Das mehrtägige WordCamp Europe gestaltet sein Programm international, mit Vorträgen in Englisch, während beim eintägigen WP Camp Berlin deutsch gesprochen wird.
Wie alles begann: San Francisco 2006
Die Geschichte des WordCamp beginnt in Kalifornien. Am 5. August 2006 treffen sich gut 500 WordPress-Nutzer/innen und Entwickler/innen zu einem eintägigen WordPress-BarCamp in San Francisco. Das Ganze ist – mal wieder, und dies im besten Sinne! – Matt Mullenwegs Idee gewesen, der sich von den BarCamps und Konferenzen anderer Open-Source-Communities inspirieren lässt. Seine Ankündigung liest sich so angenehm unverschlipst wie die Einladung zu einer Klassenfete:
The idea is a one day BarCamp-style free conference with a party that night. There will be free BBQ for lunch, WordPress t-shirts, and a full day of both user and developer discussion.
Matt, 9. Juli 20006 @ ma.tt
Quatschen, futtern, feiern – schönes Ding! Zum „BarCamp-style“ heißt es im Blog bei WordPress.org:
We’re aiming to do it in the style of BarCamp, so the agenda will be largely determined by you guys.
Matt @ wordpress.org
Mit anderen Worten: Wer kommen möchte, sagt vorher kurz Bescheid. Kein Eintritt, stattdessen frei Essen und T-Shirts. Worum geht es? Schau’n wir mal!
So einfach ist das 2006.
Vom BarCamp zur Konferenz
Die Idee ist ein Riesenerfolg. WordCamps, als lokale Treffen von Einzelnen oder kleinen Gruppen organisiert, schießen wie die Pilze aus dem Boden. Offenbar gibt es eine konstante Begeisterung in der Community für den direkten Austausch untereinander, von Angesicht zu Angesicht und ohne Bildschirm dazwischen.
2008 schwappt die WordCamp-Welle über den großen Teich nach Deutschland und landet – in geografischer Konsequenz sozusagen – zunächst in Hamburg. Auch hier pflegt man die klassische BarCamp-Form: Ankommen, begrüßen, Themen gemeinsam festlegen, diskutieren. Ein Jahr später reist Matt Mullenweg zur Keynote beim WordCamp in Jena an und setzt damit ein Zeichen für die Bedeutung der WordCamps in einer multinationalen WordPress-Community.
Mit den steigenden Teilnehmerzahlen ändern sich mit der Zeit auch die Anforderungen an das Veranstaltungsformat, nicht nur in Deutschland, sondern überall. Die lockere, teils aber etwas langatmige BarCamp-Atmosphäre weicht schrittweise einer planbareren Konferenz-Struktur. Heute steht das Wort Konferenz in der offiziellen Beschreibung:
WordCamps are casual, locally-organized conferences covering everything related to WordPress […]
Zwar bleibt die Community zuständig für die Inhalte (in der Regel kann sich nach wie vor jede/r, der nicht gegen die WordCamp Guidelines verstößt, als Speaker bei einem WordCamp bewerben). Die Themen werden nun jedoch in der Regel vorab geordnet, um am Tag der Veranstaltung selbst mehr Zeit zur Verfügung zu haben.
WordCamp Central
In the meantime, I’ve put up a quick site where you can leave your email to signup for more information or let us know you’re coming.
Matt, 9. Juli 20006 @ ma.tt
Aus der „quick site“ wordcamp.org, die Matt da 2006 mal schnell online gestellt hatte, ist vier Jahre später eine zentrale Institution geworden: WordCamp Central.
Der Begriff WordCamp ist mittlerweile eine registrierte Trademark, und die Verantwortlichen bei WordCamp Central und der WordPress Foundation überlassen, was Organisation, Finanzierung, Inhalt und Sprecher/innen bei den weltweiten WordCamps angeht, nur wenig dem Zufall (oder der Community).
Die ursprünglich als Hilfe für angehende Organisatoren geschaffenen Guidelines – Richtlinien – werden plötzlich als verbindliche Regeln ausgelegt und ihre Beachtung von Mitarbeiterinnen der Foundation (bzw. von Automattic, was in diesem Fall dasselbe ist) überwacht.
WordCamp Central bietet angehenden Organisierenden eine komplette Infrastruktur, inklusive
- Hosting der Veranstalter-Website als Subdomain unter wordcamp.org
- WordCamp-Theme
- Bezahl-Plugin
- und der Abwicklung sämtlicher Finanztransaktionen direkt über die WordPress Foundation.
Mit wenigen Ausnahmen für nicht-amerikanische Organisatoren, werden diese „Features“ für WordCamps verpflichtend gemacht. Damit ein WordCamp sich WordCamp nennen darf, muss es also organisatorisch der WordPress Foundation unterstellt sein. Und ab hier gilt: We pay, we say.
So erklärt beispielsweise eine angereiste Automattic-Mitarbeiterin dem verdutztem WordCamp UK 2010, dass es sich zukünftig nicht mehr als solches benennen sollte, sondern fortan eine Stadt im Namen zu führen habe – London, Edinburgh, was auch immer. Der eigentlich gut gedachte Ansatz, dass WordCamps in den Händen lokaler Gemeinschaften bleiben und nicht als der Community übergeordnete oder gar verkommerzialisierte Konferenzen enden sollen, verschwindet leider in der Wahrnehmung etwas hinter dem unglücklichen Kommunikationsmanagement des amerikanischen Zentralorgans.
Update 2014: Mittlerweile hat sich die Situation deutlich entspannt. Die „Guidelines“ werden von einem Revisionsteam aus Freiwilligen überarbeitet. Bei Themes und Plugins für WordCamp-Seiten haben Organisatoren signifikant mehr Spielraum für Individualisierung. WordCamp Central bietet Hangouts zur Orientierung für Neu-Organisatoren an und zeigt ein ganz offensichtliches Interesse an der Förderung lokaler Communities und am kontinuierlichen Dialog mit denselben.
WordCamp Deutschland und WP Camp Berlin
In Deutschland bleibt das Eingreifen der WordCamp-Zentrale, aufgrund der Diskretion des damaligen Organisationsteams der Firma Inpsyde, zunächst weitgehend unbekannt. Das ändert sich 2012, als Inpsyde kein WordCamp mehr veranstalten und das WP Meetup Potsdam kurzentschlossen die Organisation in die Hand nimmt.
Die WordCamp-Newbies müssen bald erkennen, welchen bürokratischen Herausforderungen sie sich mit WordCamp Central gegenüber sehen, taufen das Event kurzerhand um – und werden prompt für ihre pragmatische, wenngleich im Ton etwas rüde Stellungnahme heftig kritisiert.
Das erste WP Camp Berlin – eine Bezeichnung, die keinerlei markenrechtlichen Beschränkungen oder sonstigen Reglementierungen unterliegt – steigt am 13. Oktober 2012 und hinterlässt rund 250 zufriedene Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
WordCamp Europe
2013 sind WordCamps ohne lokalen, sondern mit überregionalem Bezug dann wieder erlaubt. Zumindest ein einziges. Das WordCamp Europe darf sich ganz offiziell so nennen, und es ist auch ganz offiziell keine Initiative einer einzigen lokalen Community, sondern das Ergebnis eines Gipfeltreffens.
Im Sommer 2012 hat – ja, wer eigentlich? – zum WordPress Community Summit nach Tybee Island geladen. Kommen darf, wer sich um WordPress verdient gemacht und einen Namen in der internationalen WordPress-Gemeinschaft hat. Einige europäische Besucher/innen des Community-Gipfels – die Implikationen dieses Begriffs darf man sich ruhig mal auf der Zunge zergehen lassen! – beschliessen, ein gemeinsames WordCamp in Europa zu organisieren und überzeugen die Zuständigen bei WordCamp Central von ihrer Idee.
Die erste zentrale europäische WordPress-Konferenz wird vom 5. bis 7. Oktober 2013 in Leiden/NL stattfinden.
Fazit
WordCamps sind wunderbar! Hunderte von Menschen zu treffen, die alle irgendwie mit WordPress zu tun haben und der Idee von Open Source verpflichtet sind, das kann ein sehr schönes, ermutigendes und motivierendes Erlebnis sein.
WordCamps dürften vor allem deswegen so erfolgreich geworden sein, weil sie eine multiplizierbare Idee darstellen und ein kollektives Bedürfnis decken. Jede und jeder kann eins machen. Man tut sich einfach zusammen, verteilt die Aufgaben und los geht’s! Der Wunsch nach direktem Austausch und Begegnungen „zum Anfassen“ war und ist offensichtlich vorhanden in der Community, und WordCamps stellen, nach den Meetups, den nächst größeren Rahmen für solche Begegnungen zur Verfügung.
Natürlich sind wir nicht alle Hippies mit Blümchen im Haar, und WordPress selbst ist kein Kindergeburtstag, sondern, mit seinem zweistelligen Marktanteil, für Viele einfach nur knallhartes Business. Wenn die Geschäftstüchtigen unter diesen Vielen entdecken, dass sie über WordCamps ihre Reichweite vergrößern können – vielleicht sogar, indem sie selbst eins veranstalten und dessen Inhalte kontrollieren – dann birgt so eine Perspektive automatisch die Gefahr einer Kommerzialisierung der WordCamps.
Bei aller verständlichen Frustration mancher Organisatoren vergangener WordCamps über das teilweise rigoros anmutende Vorgehen der WordPress Foundation – die Phase der Reglementierung, die der „guten alten Zeit“ nach 2009 folgte, ist vielleicht notwendig gewesen, damit WordCamps auch in Zukunft das sein können, als was sie ursprünglich einmal gedacht ware: ein BarCamp, ein Barbequeue, ein T-Shirt, eine Menge interessanter Gespräche und eine ausgelassene Party – von der Community, für die Community.
Übrigens: Wenn du dich an der Revision der WordCamp Guidelines beteiligen möchtest – es ist noch nicht zu spät!
Wieder eine sehr schöne Zusammenfassung der Ereignisse. Vielen Dank!
Hi Torsten, freut mich!
Vielen Dank über den Überblick der WordPress-Camp-Geschichte. Wirklich spannend, dass es so strenge Auflagen bzgl der Camps gibt – gerade weil WordPress-Orga-Umfeld ja sonst immer als „die Guten“ gelten …